Marienkirche

Die Geschichte der Bernburger Mariengemeinde
(Den Ausführungen liegt unter anderem das Buch „Altes und Neues von der Marienkirche zu Bernburg – Ein Beitrag zur Geschichte der Stadt, von Pastor A. Hinze, Dessau 1902“ zu Grunde.)

Name und Baustil der Marienkirche
Die Marienkirche ist, wie andere Kirchen auch, eng mit der Stadtgeschichte Bernburgs verbunden. Die ersten geschichtlich nachweislichen Anfänge einer Stadt knüpfen in der Regel an die Entstehung der Kirche an. Es war früher selbstverständlich, dass wichtige Ereignisse in der Stadt ihren Ausdruck in entsprechenden kirchlichen Feiern fanden. Die Kirchenbücher sind eine wichtige Quelle über Wohl und Wehe der Stadt und ihrer Bürger.

Auch die Stadtkirche Beatae Mariae Virginis (der seligen Jungfrau Maria) steht in enger Verbindung mit der Entstehung und Entwicklung der Stadt Bernburg. Andere Namen waren: „Altstädter Kirche“, „Stadtkirche“, „Kathedralkirche von Anhalt-Bernburg“, „Unse lewe Fruwen Kerke to Berneborch“ bzw. „…in der olden Stadt Berneborch“. Sie gilt als das kunstgeschichtlich bedeutendste Bauwerk der Stadt Bernburg. Erstmalig erwähnt wird sie im Jahre 1228.

Die Einstellung zur Kirche hat sich seitdem gewandelt. Sie, und mit ihr die christliche Botschaft, ist an den Rand der Gesellschaft gerückt. Die Marienkirche selbst steht aber noch im Zentrum der Altstadt und prägt durch ihre wuchtige Gestalt das Stadtbild. Sie ist in ihrer Größe anstößig und herausfordernd zugleich.

Der Chor – ein Meisterwerk der Spätgotik
Das älteste Kirchensiegel zeigt den Chor auf Pfählen (im moorigen Saalegrund?). Der Chor und andere Teile (Hauptportal, Maßwerke) stammen aus der Zeit zwischen 1460 und 1504. Diese „wundervolle Feinarbeit der späten Gotik, bei der der harte Stein wie weiches Material gesponnen“ ist, gilt als „das schönste und reichste Werk der Spätgotik in Anhalt“ (Ludwig Grote). Als Meister nimmt man einen Nachfahren der Schule Peter Parlers in Prag an, sei es Hans oder Matthias Kümecke oder Konrad von Einbeck.

Wegen des immer wiederkehrenden Hochwassers wurde der Boden in der Talstadt im Mittelalter angeschwemmt oder aufgefüllt, so dass Turm und Kirchenschiff heute wie im Boden versunken aussehen. Reizvoll ist der Gegensatz des feingliedrigen Chores zum riesigen Dach. Im Inneren sind ähnliche Gegensätze wahrzunehmen: asketisch und streng die Bögen im Schiff – voll leuchtender Fülle der vielrippige Chor.

Das Geheimnis des Inneren der Marienkirche beruht auf diesem Gegensatz und auf der Ausgewogenheit seiner Maße. Am schönsten ist die Kirche im Morgenlicht.

Die Zeit der Reformation
1526 wurde durch Fürst Wolfgang die lutherische Reformation eingeführt und in der Marienkirche das erste evangelische Abendmahl gefeiert.
1526 Erneuerung und Erweiterung des Gestühls
1533 hölzerne Kanzel, Emporen und neue Orgel
1555 Empore unter der Orgel

Um 1600 wurde das Luthertum durch den Calvinismus abgelöst. Die fünf Altäre aus katholischer Zeit wurden abgebrochen. Zeitweise wurden auch die Orgel und andere Dinge aus der Kirche entfernt, was aber auf Dauer nicht so blieb. Seit 1820 gilt das unierte Bekenntnis.

Ausstattung
Im Chor befanden sich 7 Standbilder evangelischer Fürsten der Reformationszeit; im Jahre 1812 wurde als achtes das des Herzogs Alexius Friedrich Christian hinzugefügt. Die Standbilder wurden später wieder entfernt und sind leider nicht mehr vorhanden. Anfang des 19. Jahrhunderts war die Kirche Lazarett und für den Gottesdienst nicht mehr zu benutzen. Um Geld für die Renovierung zu beschaffen, zerschlug man die große Glocke und veräußerte sie. Am 20. 9. 1812 wurde die Kirche wieder eingeweiht. Von daher stammen die Marmortafeln mit Bibelsprüchen im Chor.

Von 1864 an wurden farbige Fenster im Chor eingesetzt. Sie sind ein besonderer Schmuck der Kirche. Das Mittelfenster zeigt Christus am Kreuz, am Fuße stehen Maria und Johannes, darunter befinden sich drei Prophetengestalten des Alten Testamentes. Links vom Altar sehen wir Christi Geburt und die Hirten voll anbetender Bewunderung. Darunter sind die drei Könige zu sehen. Rechts vom Altar ist Christi Auferstehung dargestellt. Die Wächter sinken erschrocken zu Boden, als Jesus aus der Tür des Grabes hervorgeht. Darunter sind die Evangelisten Markus, Lukas und Matthäus dargestellt.

Nach einer Besichtigung der Kirche durch den Herzog im Jahre 1867 wird folgendes veranlasst:
– Einwölbung der Decke im Chor,
– Beseitigung der Emporen, statt dessen höhere Sitze,
– Kanzel und Altar aus Sandstein,
– Entfernung störender Ornamente im Innern und Ausmalung.

Kanzel und Taufstein
Die Kanzel (wie auch der Altar) ist ein Werk des Bernburger Steinmetzmeisters Hugo Kielhorn aus dem 19. Jahrhundert. Er konnte zurecht stolz sein auf sein Werk.
Im Jahre 2002 wurde sie restauriert.
Die biblischen Darstellungen (Reliefs) zeigen von links:
– Mose mit den Gesetzestafeln (2. Mose 20)
– Johannes der Täufer (Matthäus 3)
– Gleichnis vom Sämann (Matthäus 13)
– Auferweckung der Tochter des Jairus (Matthäus 9, 18ff)
– Einsetzung des Petrus in das Hirtenamt (Johannes 21, 15 ff)

Der Taufstein ist eine Schenkung des Herzogs und wurde 1860 aufgestellt.
Der Teppich um den Taufstein in der Marienkirche war ursprünglich ein Geschenk der Frauen der evangelischen Frauenhilfe für Herrn Oberprediger Dr. Fritz Heine, der von 1918 – 1937 Pfarrer an der Marienkirche war. Anlässlich seines 40-jährigen Dienstjubiläums am 2. Oktober 1932 wurde ihm dieser Teppich zum Geschenk gemacht und zwei Jahre später, am Erntedankfest 1934, übergeben. An der Herstellung waren etliche Frauen der Frauenhilfe beteiligt, denn im Tagebuch von Frau Heine ist vermerkt, dass am Freitag, dem 19. Oktober 1934, 20 Frauen, die alle am Teppich gestickt hatten, abends zum Kaffee eingeladen waren. Alte Bernburger kennen noch Frieda Heine und Gertrud Schwenke. Frieda Heine hatte ein Handarbeitsgeschäft auf dem Markt. Sie ist 1954 gestorben. Beide Frauen waren wohl maßgeblich an der Herstellung des Teppichs beteiligt. Der Enkelsohn von Dr. Heine, Herr Hermann Schaub, hatte anlässlich seines 60. Geburtstages zu Spenden für die Restaurierung dieses Teppichs aufgerufen. 4.025,- DM konnten am Ende dafür verbucht werden.

An den Ecken sind die Sinnbilder der vier Evangelisten dargestellt:
MARCUS – als Löwe
JOHANNES – als Adler
LUCAS – als Stier
MATTHÄUS -als Engel

Außerdem die vier Elemente:
AQUA – Wasser
AER – Luft
IGNIS – Feuer
TERRA – Erde

Die Restauratorin Erdmute Franke aus Aschersleben hat den Teppich im Jahre 2002 gereinigt und konserviert. Kristine Heimrich hat ihn danach nach Angaben der Restauratorin ausgebessert und Fehlstellen ergänzt. Seit dem 13. Juli 2003 ist er wieder auf dem Sockel des Taufsteins zu sehen.

Die Orgel
Die ältesten Nachrichten über eine Kirchenorgel reichen bis zum Jahre 1528 zurück.

Kantor Diemer an der Kapischke-OrgelDie damals vorhandene Orgel hätte, so hieß es, „schon ein hohes Alter, aber keine schlechte Bauart“. So entstand 1533 unter den geschickten Händen von Hans Jordan eine neue Orgel unter Verwendung vieler alter Teile. Am 25. April 1715 begann nach einem Vertrag der aus Rieder stammende Orgelbauer David Loberbieren damit, eine neue Orgel zu bauen. Für seine Mühe und Arbeit bekam er 390 Taler, die alte Orgel und freie Wohnung. In der größten Pfeife fanden sich Hinweise darauf, dass die Orgel 1583 gebaut und 1671 renoviert wurde. 1892 wurde erneut der Wunsch nach einer neuen Orgel laut.
Am 23. Februar 1902 wurde diese, von dem Orgelbauers Röver aus Haus-Neindorf bei Quedlinburg errichtete Orgel eingeweiht. Sie ist aber leider bis auf den Prospekt und einige Pfeifen nicht mehr vorhanden. Seit dem 10. Dezember 1995 erklingt eine kleine, einmanualige Orgel des Bernburger Orgelbauers Rainer Kapischke. Herr Pharmazierat Dr. Gerd-Gunther Madry, Merseburg, hat eine Spendenaktion „Für den Wiederaufbau der Orgel“ in der Marienkirche Bernburg ins Leben gerufen. Als nächstes soll der Prospekt der alten Röver-Orgel wieder aufgebaut werden.

Die 12 Apostel
Die Konsolen an den äußeren Pfeilern des Chores erhielten kleine Statuen aus Sandstein. Es sind Nachbildungen der Apostelfiguren in der Sebalduskirche zu Nürnberg, die von Peter Vischer 1508-1519 geschaffen wurden. Zu den vier vorhandenen Figuren des Petrus, Paulus, Jakobus und Johannes lieferte die Firma Eichler in Berlin diejenigen des Philippus, Thomas und Bartholomäus, die achte Figur fertigte Chr. Försterling. Über der Eingangstür an der Südseite neben dem Chor befindet sich die Figur des segnenden Christus nach Thorwaldsen. Die Figuren der Apostel waren so verteilt, dass sechs an den Pfeilern des Chores und zwei neben dem Haupteingang stehen, während die Konsolen an der Sakristei noch nicht mit Statuetten verziert sind. Die Apostelfiguren am Altar, ebenfalls eine Nachbildung der Apostel vom Sebaldusgrab, wurden in der Chamottefabrik, die sich auf der Töpferwiese befand, in Ton gebrannt, ebenso die Christusfigur am Kreuz:

1 Paulus mit den zwei Schwertern, Symbole der geistlichen und weltlichen Macht.
2 Petrus mit Buch und Schlüssel
3 Johannes, den Becher segnend, um das Gift zu vertreiben, weil er zum Giftbecher verurteilt war.
4 Jakobus mit Wanderstab und Kürbisflasche, Zeichen seines Missionseifers.
5 Thaddäus mit der Keule unter dem Arm, mit der er in Persien erschlagen worden sein soll.
6 Philippus auf das Kreuz in seinem Arm deutend, weil er von Ort zu Ort wanderte, um das Kreuz zu predigen.
7 Simon mit der Säge, dem Zeichen seines Martyriums
8 Andreas mit dem stumpf- und spitzwinkligen Kreuz, dem Andreaskreuz, an einem solchen soll er gekreuzigt worden sein.
9 Bartholomäus mit dem Messer, er soll in Armenien geschunden worden sein.
10 Matthias hält das Beil, er wurde enthauptet, ein für Judas Ischarioth erwählter Apostel. Er wird als Greis, mit Beil, Lanze oder einem Stein in der Hand dargestellt, weil er in Jerusalem damit hingerichtet oder nach anderen Quellen gesteinigt worden sein soll.
11 Thomas, an einem Stab und lesend Er soll, nachdem er den Äthiopiern, Parthern, Medern und Persern das Evangelium gepredigt hat, in Indien mit der Lanze getötet worden sein. Das Winkelmaß soll darauf hinweisen dass er erst nach genauer Prüfung an den Auferstandenen glaubte.
12 Jakobus der Jüngere mit einer langen Stange und einer kurzen Fahne darauf. Er soll, nachdem er lange Bischof in Jerusalem war, bei einer Christenverfolgung von der Zinne des Tempels gestürzt worden und, als er noch nicht tot war, mit einer Walkerstange vollends erschlagen worden sein.

Heute sind leider nur noch die folgenden, zum Teil erheblich beschädigten, Figuren vorhanden: Bildhauer Reichenbach bei der Restaurierung

Petrus mit Buch und Schlüssel (2)
Paulus mit den zwei Schwertern (1)
Simon mit der Säge, dem Zeichen seines Martyriums (7)
Johannes, den Becher segnend, um das Gift zu vertreiben (3)
Matthias hält das Beil, er wurde enthauptet (10)
Thomas, an einem Stab und lesend (11)
Philippus auf das Kreuz in seinem Arm deutend (6)

Die Glocken
Im Glockenstuhl befanden sich einmal vier Glocken.
Die große, auch Dominikalglocke genannt, wurde, nach einer Umschrift zu schließen, am 14.8.1368 gegossen, einen Tag vor dem Fest Mariä Himmelfahrt. Zu besonderen Anlässen wurde sie auch allein geläutet. Auch diente sie als Feuer- und Sturmglocke. Diese Glocke ist im Jahre 1811 zerschlagen worden, um Geld zu gewinnen zur Wiederherstellung der durch Kriegsnöte sehr verwüsteten Kirche.

die Osanna-Glocke, gegossen im Jahre 1373Die früher mittelste, jetzt größte Glocke hieß auch Vesperglocke. Als sie im Jahre 1583 zersprungen war, ist sie 1584 von einem Glockengießer aus Erfurt, namens Eckhard Kuchern, umgegossen worden. Ihre Umschrift lautete: „Jerem. am 7. Kap. Tritt unter das Thor des Herrn Haus – Und schrei mit lauter Stimme naus, zu hören das Wort des Herrn, Mit Glocken, Harfen und Psalmen in Ehrn. Folget nicht dem unbekannten Gott, Christus hilft aus aller Noth. Eckardt Kuchger goß mich in Cönnern MDLXXXIII.“

Im Jahre 1707 ist sie wieder zersprungen und daraufhin hinter der Kirche St. Aegidii erneut umgegossen worden. Als Umschrift trägt sie u.a. den Satz aus Psalm 1,1: „Jauchzet dem Herrn alle Welt, dienet dem Herrn mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken.“
Die dritte, jetzt zweite, Glocke ist die sogenannte O s a n n a – Glocke. Sie ist die älteste und berühmteste, allerdings auch viel umstrittene Glocke des Turmes. Ihren Namen verdankt die Glocke dem Spruch aus Matthäus 21,9, welcher auf dem obersten Schriftbande steht und lautet: „Osanna filio david benedictus qui venit s. in s. nomine domini LXXIII.“ Das heißt: „Hosianna dem Sohne Davids, gelobt sei der da kommt in dem Namen des Herrn 73“. Das zweite Schriftband enthält eine Reihe von bildlichen Darstellungen, zum Teil in Medaillonform. Es sind die heiligen Evangelisten mit ihren Sinnbildern, zweimal die Verkündigung der Maria, betende Engel, Maria unter dem Kreuz usw. zu sehen. Auf dem Glockenkörper befinden sich zwei Kruzifixe und auf der dritten Seite ein kniender Mönch, vor welchem auf aufgerolltem Schriftbande eine rätselhafte, vieldeutige Inschrift steht: „herman macte mich“. Sie deutet auf einen Glockengießer namens Hermann hin. Es ist anzunehmen, dass die Glocke im Jahre 1373 gegossen wurde. Die Osanna-Glocke ist vermutlich die erste und älteste Glocke in Anhalt, welche einen Bibelspruch als Inschrift aufweist. Man nannte sie auch Gerichtsglocke, weil sie bei Exekutionen geläutet wurde. Ihr Ton ist D, der Ton der Vesperglocke ist Dis.

Die Türmerstube
In der ehemaligen Türmerstube ist der Aufzug noch zu sehen. In der Türmerwohnung wurde Louis Beate, der Begründer des Zöllner-Männerchores, geboren. Zu den Aufgaben des Türmers gehörte auch das Aufziehen der Uhr und das Läuten morgens um 4, mittags um 11 und abends um 20 Uhr. Im Jahre 1877 wurde der Posten des Türmers aufgegeben, weil man wegen des Schornsteins, der in den Turm führte, eine Brandgefahr sah.

Der Turmwächter wie auch die Turmuhr dienten mehr gemeinnützigen Zwecken. Daher war die Erhaltung des Turmes oberhalb des Kirchendaches einschließlich der Uhr Pflicht der Stadt Bernburg.

Heute können Besucher die ca. 150 Stufen hochsteigen und einen Rundblick über die Stadt genießen. Es wurden auch schon Lesungen durchgeführt, zum Beispiel während der „Nacht der offenen Kirchen“.

Das „Gefängnis“
Im Erdgeschoss des Turmes findet man einen Einbau, der uns Rätsel auf gibt. Der Raum ist gewölbt. Durch die beiden kleinen, mit je einem Gittestab versehenen Fenster, fällt kaum Licht. Die Tür hat eine kleine Öffnung, die eine Versorgungsklappe gewesen sein könnte. Wurde hier jemand festgehalten, über den zu Gericht gesessen wurde? das sogenannte Gefängnis im Untergeschoss des TurmesIn der schlimmen Zeit des Hexenaberglaubens richtete sich der Argwohn des Volkes auch gegen die, mit mancherlei Gebrechen behafteten, alten Leute im nahe gelegenen Hospital, dem ehemaligen Kloster. Die Marienkirche und das Kloster unterhielten immer enge Beziehungen. Mehrfach sind Bewohnerrinnen des Klosters als Hexen gefoltert und verbrannt worden. Fünf Frauen wurden im Jahre 1600 und eine im Jahre 1618 wegen Zauberei verbrannt. Im Kirchenbuch von St. Marien findet sich 1664 folgender Eintrag: „Am stillen Freitag gegen Abend ward eine alte Hexe ausen Hospital, die Stoische genannt, welche uf der Gerichtsstube (Folterkammer) gestorben, uf der Schinderkarre hinausgeführt und uf der Schinderkeute begraben.“ – „Den 4. Mai seiend die beiden Hexerei Beschuldigten und eingezogenen Personen als Anna Bergern und Anna Ließ ausem Hospital zur Tortur gebracht, folgenden 5. Mai tot gefunden und bei die dritte begraben worden.“

Die Kirchengemeinde heute
1965 wurden die beiden Gemeinden St. Marien und St. Nicolai zu einer Gemeinde vereinigt. Die Nicolaikirche wurde langfristig an die Katholische Kirche verpachtet. Das Pfarramt und die Pfarrwohnung befinden sich im Pfarrhaus an der Nicolaikirche, Breite Straße 81. Das ehemaligen Pfarrhaus der Marienkirche wurde vom „Diakonischen Werk“ gepachtet und beherbergt heute als „Haus der Diakonie“ die „Diakonie-Sozialstation“, die Beratungsdienste und die Tagesstätte „Lichtblick“, eine Einrichtung für seelisch Behinderte.

Die Talstadt mit Waldau hat derzeit ca. 7000 Einwohner. Die Ev. Kirchengemeinden St. Marien und St. Nicolai und St. Stephani in Waldau haben zusammen ca. 950 Mitglieder. Somit hat die evangelische Kirche einen Bevölkerungsanteil von rund 15 %. Die Mitgliederzahlen sind zurzeit immer noch rückläufig.

In der Vergangenheit wurde der Kirche mancherlei Gewalt angetan. Die evangelische Kirchengemeinde St. Marien und St. Nikolai sieht sich in der Pflicht, die Marienkirche als ein bedeutendes Bauwerk zu erhalten. Fördermittel von Stadt, Land und Bund, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Umweltstiftung sowie Spenden von Betrieben und Einzelpersonen haben bisher geholfen, den Verfall zu stoppen und die alte Schönheit teilweise wieder erstehen zu lassen.