Die Geschichte der Bernburger Marienkirche

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Im Glockenstuhl befanden sich einmal vier Glocken.

Die große, auch Dominikalglocke genannt, wurde, nach einer Umschrift zu schließen, am 14.8.1368 gegossen, einen Tag vor dem Fest Mariä Himmelfahrt. Zu besonderen Anlässen wurde sie auch allein geläutet. Auch diente sie als Feuer- und Sturmglocke. Diese Glocke ist im Jahre 1811 zerschlagen worden, um Geld zu gewinnen zur Wiederherstellung der durch Kriegsnöte sehr verwüsteten Kirche.

Die früher mittelste, jetzt größte Glocke hieß auch Vesperglocke. Als sie im Jahre 1583 zersprungen war, ist sie 1584 von einem Glockengießer aus Erfurt, namens Eckhard Kuchern, umgegossen worden. Ihre Umschrift lautete: “Jerem. am 7. Kap. Tritt unter das Thor des Herrn Haus – Und schrei mit lauter Stimme naus, zu hören das Wort des Herrn, Mit Glocken, Harfen und Psalmen in Ehrn. Folget nicht dem unbekannten Gott, Christus hilft aus aller Noth. Eckardt Kuchger goß mich in Cönnern MDLXXXIII.”

Im Jahre 1707 ist sie wieder zersprungen und daraufhin hinter der Kirche St. Aegidii erneut umgegossen worden. Als Umschrift trägt sie u.a. den Satz aus Psalm 1,1: “Jauchzet dem Herrn alle Welt, dienet dem Herrn mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken.”

Die dritte, jetzt zweite Glocke, ist die sogenannte O s a n n a – Glocke. Sie ist die älteste und berühmteste, allerdings auch viel umstrittene Glocke des Turmes. Ihren Namen verdankt die Glocke dem Spruch aus Matthäus 21,9, welcher auf dem obersten Schriftbande steht und lautet: “Osanna filio david benedictus qui venit s. in s. nomine domini LXXIII.” Das heißt: “Hosianna dem Sohne Davids, gelobt sei der da kommt in dem Namen des Herrn 73”. Das zweite Schriftband enthält eine Reihe von bildlichen Darstellungen, zum Teil in Medaillonform. Es sind die heiligen Evangelisten mit ihren Sinnbildern, zweimal die Verkündigung der Maria, betende Engel, Maria unter dem Kreuz usw. zu sehen. Auf dem Glockenkörper befinden sich zwei Kruzifixe und auf der dritten Seite ein kniender Mönch, vor welchem auf aufgerolltem Schriftbande eine rätselhafte, vieldeutige Inschrift steht: “herman macte mich”. Sie deutet auf einen Glockengießer namens Hermann hin. Es ist anzunehmen, dass die Glocke im Jahre 1373 gegossen wurde. Die Osanna-Glocke ist vermutlich die erste und älteste Glocke in Anhalt, welche einen Bibelspruch als Inschrift aufweist. Man nannte sie auch Gerichtsglocke, weil sie bei Exekutionen geläutet wurde. Ihr Ton ist D, der Ton der Vesperglocke ist Dis.