Das “Gefängnis”
Im Erdgeschoss des Turmes findet man einen Einbau, der uns Rätsel auf gibt. Der Raum ist gewölbt. Durch die beiden kleinen, mit je einem Gitterstab versehenen Fenster, fällt kaum Licht. Die Tür hat eine kleine Öffnung, die eine Versorgungsklappe gewesen sein könnte. Wurde hier jemand festgehalten, über den zu Gericht gesessen wurde?
In der schlimmen Zeit des Hexenaberglaubens richtete sich der Argwohn des Volkes auch gegen die, mit mancherlei Gebrechen behafteten, alten Leute im nahe gelegenen Hospital, dem ehemaligen Kloster. Die Marienkirche und das Kloster unterhielten immer enge Beziehungen. Mehrfach sind Bewohnerrinnen des Klosters als Hexen gefoltert und verbrannt worden. Fünf Frauen wurden im Jahre 1600 und eine im Jahre 1618 wegen Zauberei verbrannt. Im Kirchenbuch von St. Marien findet sich 1664 folgender Eintrag: “Am stillen Freitag gegen Abend ward eine alte Hexe ausen Hospital, die Stoische genannt, welche uf der Gerichtsstube (Folterkammer) gestorben, uf der Schinderkarre hinausgeführt und uf der Schinderkeute begraben.” – “Den 4. Mai seiend die beiden Hexerei Beschuldigten und eingezogenen Personen als Anna Bergern und Anna Ließ ausem Hospital zur Tortur gebracht, folgenden 5. Mai tot gefunden und bei die dritte begraben worden.”